Delattinia News

Auffällige Häufung von Sichtungen der Gottesanbeterin Mantis religiosa im Saarland im Sommer 2008

Datum: 

25.08.2008

Ulf Heseler hatte im Winter 2005 bei Habkirchen ein Eipaket der Gottesanbeterin entdeckt und im anschließenden Sommer am Fundort auch Jungtiere nachweisen können (->Bericht). Im Sommer 2007 (siehe weiter unten: Bericht 05. Juni 2007) gelang ihm dann auch ein Nachweis der Mantis am Birzberg bei Fechingen. Die Funde waren besonders deswegen bemerkenswert, weil nach unseren Recherchen die Art (anders als im Westen des Saarlandes) im Ostsaarland in den letzten Jahrzehnten noch nie aufgetreten war.
Diese Beobachtungen scheinen, aus heutiger Sicht betrachtet, aber nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Sichtungen gewesen zu sein, die in diesem Jahr im Bliesgau und Zweibrücker Westrich gelangen.

Hier die aktuellen Bebachtungen*:
Birzberg bei Fechingen(Roland Summkeller),
Lohe Ost (Sarah Alt/Christoph Grünfelder)
Dudweiler (Lichtfang, Steffen Potel)
Zweibrücken (Ruth Vierengel-Blum, bzw. Schüler der Mannlich Realschule)
Auf der Lohe/Gersheim (21.08.08, Simone Bartholomä, Caroline Ehrmantraut und Sara Hofmann)
Birzberg (Hannes Petrischak, 09.08.08, 1 Weibchen)
Völklingen-Heidstock (Werner Schön, 25.08.08, 1 Männchen)
Neunkirchen-Furpach ( 28.8.08, Ursula & Günter Wagner)
Völklingen-Werden (26.8.08, Helmut Müller)
Sitterswald (Terrasse eines Hausgartens, vid. Paul Kann Okt. 2008, ref. J.A. Schmitt 22.10.2008)

Und aus dem Westsaarland:
Perl/Hammelsberg (Mitte August 2008, Fabian ???, http://spinnen-forum.de/forum/bb/viewtopic.php?id=6127)

und noch nachzutragen wären:
Hans-Joachim Klein (Heusweiler)
Ende der 1940er/Anfang 1950er wurde in Heusweiler, also weitab vom Saar- bzw. Bliegau, eine Gottesanbeterin beobachtet. Finder war der Vater des Melders, der Biologielehrer von Beruf war. Das Tier saß an Stangenbohnen.

Paul Haffner (Merzig)
In Natur und Landschaft 32 von 1957 publizierte er den Artikel "Die pflanzengeographische Bedeutung des Hammelberges bei Perl". Auf der ersten Seite ist ein Foto abgebildet mit dem Untertitel: "Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) vom Hammelsberg bei Perl. Aufgenommen im August 1952."

Foto: Mantis religiosa, Lichtfang in Dudweiler am 18.08.2008, 23.30 Uhr (leg. S. Potel, Foto: S. Potel)
*Dank an Dieter Dorda, Steffen Caspari, F.-J. Weicherding u. Andreas Werno für das Sammeln und Übermitteln der Funddaten

Autor(en): 

A. Staudt

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Ein unauffälliger Neubürger, die Gefleckte Wolfsmilch (Chamaesyce maculata) erobert die Pflasterfugen in unseren Ortschaften

Datum: 

20.08.2008


Beim "Beine vertreten" anlässlich einer Geburtstagsfeier im Gasthaus Spurk in Körprich bemerkte ich in den Pflasterfugen vor der benachbarten Fahrschule eine kleine, kriechende Pflanze, die mich an Peplis portula erinnerte. Da aber dieser Standort für die feuchteliebende Peplis wohl eindeutig zu trocken ist, bequemte ich mich schließlich, ging in die Hocke und sah mir die Pflanze genauer an. Ohne Lupe war aber bei diesem winzigen Pflänzchen nicht wirklich viel zu sehen. Der Milchsaft, der beim Ausreissen eines Triebes unmittelbar austrat, war aber ein deutlicher Hinweis auf die Wolfsmilchgewächse, so daß die anschließende Identifizierung zu Hause zu Euphorbia humifusa kein Problem war.
Franz-Josef Weicherding, dem ich von dem Fund berichtete, belehrte mich, dass diese kriechenden Wolfsmilchgewächse heute aus der Gattung Euphorbia zur neuen Gattung Chamaesyce ausgegliedert wurden, und dass mindestens vier Arten in Frage kommen, von denen allerdings im Saarland bisher nur die Art Chamaesyce maculata nachgewiesen ist.
C. maculata wurde im Saarland bisher in den Meßtischblättern (Topographische Karte 1:25000) 6407, 6505, 6608 (mehrfach), 6707, 6708 und 6709 nachgewiesen. Eine alte Meldung von P. Haffner aus Merzig ("Euphorbia humifusa", SAUER 1993) bezieht sich ebenfalls auf C. maculata (schriftl. Mitt. F.-J. Weicherding).

Und wie das Leben so spielt: Als ich der Hobby-Botanikerin B. Dennemärker aus Schmelz-Hüttersdorf, die mich auf meinen arachnologischen Exkursionen regelmäßig begleitet, von dem Fund berichten wollte, entdeckte ich das Pflänzchen in großer Zahl auch auf dem Bürgersteig vor deren Haus in der Rötelstrasse.
Foto: Chamaesyce maculata, in Körprich, Bahnhofstraße, Gasthaus Spurk
Foto: Chamaesyce maculata, in Hüttersdorf, Rötelstraße

Diagnostisch wichtige Merkmale sind neben dem dunklen Fleck auf der Blattoberseite (es gibt auch Exemplare ohne diesen Fleck!) der behaarte Stengel und die anliegend behaarten Kapseln. Die Samen sind quergefurcht.
Foto: Chamaesyce maculata, Behaarung der Kapseln und Samentextur

Autor(en): 

A. Staudt

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Funde bemerkenswerter Wanzen im Ostsaarland im Frühjahr 2008

Datum: 

15.05.2008

Anfang April 2008 konnte die winzige Tingide Galeatus maculatus am Birzberg bei Fechingen erstmals für das Saarland nachgewiesen werden. Die Tiere (mind. vier Exemplare) rannten neben und auf Hieracium pilosella auf sonnigem Kalkgrus herum.
Galeatus maculatus

Foto: Galeatus maculatus, Birzberg bei Fechingen, 04.04.2008

Galeatus maculatus Steckbrief: Galeatus maculatus (HEINRICH-SCHAEFFER, 1838)
(Aus: WACHMANN, E., MELBER, A. & J. DECKERT (2006): Wanzen, Band 1 - Die Tierwelt Deutschlands, 77.Teil - Göcke & Evers, Keltern, 132 - 134.)

Familie: Tingidae (Netz-, Gitterwanzen)

Größe: 2,4-3,6 mm

Verbreitung: Im westlichen Europa (außer Britische Inseln und Portugal) In Deutschland außer im nordwestlichen Tiefland fast überall lückenhaft vorkommend, im Südosten fehlend.

Häufigkeit: selten.

Ökologie: An Hieracium pilosella, auf trockenen, sandigen Böden. Tiere aufgrund ihrer Färbung schwer zu erkennen. Larven und Imagines sollen sich unter der Grundblatt-Rosette aufhalten. Durch ihre Saugtätigkeit sollen die Blätter nach einiger Zeit gelblich gefleckt sein.

Entwicklung: Zwei Generationen im Jahr. Überwinterung der adulten Tiere, Kopula im April, Entwicklung der Larven zur Sommergeneration (Juli). Herbstgeneration wird im Oktober adult. Überlappung der Generationen.
Foto: Galeatus maculatus, Birzberg bei Fechingen, 04.04.2008
   
Saarländische Nachweise:

Galeatus maculatus: 29.03.2008, alter Steinbruch auf dem Birzberg, SW SB-Fechingen; TK 6808/114; auf Hieracium pilosella (Blattrosetten) auf lückig bewachsenem, besonntem Kalkgrus zwischen Muschelkalkblöcken; in der Nähe des Fundorts von Mantis religiosa (Larve und Imago, 2007,-->Bericht). Tiere hielten sich auf der Blattoberseite auf.
Coll.: Ulf Heseler
Det.: H. Kallenborn
 
Weitere bemerkenswerte Wanzenfunde:  
   
Foto: Aphanus rolandri, 15.05.08, St.Ingbert-Ost Foto: Macrolophus pygmaeus an Echinops sphaerocephalus,
Birzberg 23.04.08, MTB 6808/114
Die letzten Nachweise von Aphanus rolandri stammen aus den 1970er Jahren. Die Art galt daher inzwischen als im Saarland ausgestorben.  
   

Steckbrief: Macrolophus pygmaeus (RAMBUR,1839)
(Aus: WACHMANN, E., MELBER, A. & J. DECKERT (2004): Wanzen, Band 2 - Die Tierwelt Deutschlands, 75.Teil - Göcke & Evers, Keltern, 34.)

Familie: Miridae (Weich-, Blindwanzen)

Größe: 3,1-3,9 mm

Verbreitung: Ganz Europa einschließlich Mittelmeerraum. In Deutschland überall verbreitet und nicht selten.

Ökologie: In Mitteleuropa an Stachys sylvatica und an anderen Lamiaceae. Sie ist ferner auf die eingebürgerte Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) übergegangen. Dort in der ersten Jahreshälfte an den Blättern, später vorwiegend in den Blütenköpfen. Zoophytophag.

Entwicklung: Eier und Larven überwintern. Imagines schon von April bis Mai, Imagines der
2. Generation erscheinen von Juli-August.

 

Saarländische Nachweise:

Macrolophus pygmaeus: 23.04.2008, Feldwegrand SE Kalksteinbruch Birzberg, SW SB-Fechingen, TK 6808/114; im unteren Sprossbereich von Echinops sphaerocephalus, gesellig, scheu; viele Larven, wenige Imagines.
Coll.: Ulf Heseler
Det.: H. Kallenborn

Physatocheila smreczynskii: 08.05.2008, Vorgarten, St.Ingbert-Ost, TK 6708/223; Hauswand neben Prunus serotina.
Coll.: Ulf Heseler
Det.: H.Kallenborn

Autor(en): 

U. Heseler

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Anthrenochernes stellae Lohmander, 1939 - ein Pseudoskorpion des Anhangs II der FFH-Richtlinie neu für das Saarland

Datum: 

01.05.2008

Ort: 

Niedtal, Saarland

Im Rahmen von Untersuchungen zur Erstellung einer Checkliste für die Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) des Saarlandes wurde im Mai 2008 im Niedtal auf einem teilweise verbuschten Halbtrockenrasen eine Malaise-Falle ausgebracht. Diese Malaise-Falle erbrachte nun unerwartet den Erstnachweis der sehr seltenen FFH-Anhangsart Anthrenochernes stellae für das Saarland.
Ein Exemplar dieser seltenen Pseudoskorpionart hing am Hinterbein einer Schwebfliege (Myathropa florea). Die Art ist nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (Anhang II) geschützt. 

Eine Publikation in den Abhandlungen der DELATTINIA ist für Band 35 vorgesehen. 

Autor(en): 

Axel Ssymank, Christoph Muster

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