Zur Bestandssituation des Fransen-Enzians (Gentianella ciliata) in der Gemeinde Schmelz

Datum: 

16.10.2005

Ort: 

Gemeinde Schmelz

Während der floristischen Raster-Kartierung der Gemeinde Schmelz Anfang der 80er Jahre konnte ich auf den warmen Vulkaniten im Bereich des Ortsteils "Außen" auch den Fransen-Enzian an mehreren Stellen nachweisen (Atlas der Gefäßpflanzen von Schmelz).
Bis zu diesem Zeitpunkt galt der Fransen-Enzian als typisches Florenelement der Muschelkalklandschaften des Saarlandes, Funde außerhalb des Kalkes waren (im Saarland) nicht bekannt.
Die Verbreitungskarte belegt die Art zwar für zehn 500x500m Raster, im Grunde handelte es sich dabei jedoch lediglich um 3 größere, und deutlich voneinander getrennte Vorkommenszentren, von denen aus Einzelexemplare in die benachbarten Raster streuten. Ein Zentrum lag nordwestl. des Gischbergs in der Nähe des Konnegenhofs (1), eines am Westrand von Außen im Streuobstgürtel (2) und ein weiteres an der alten Verbindungsstraße zwischen Außen und Michelbach (3). In allen Fällen handelte es sich um Mesobrometen auf basischem Vulkanit.

2005, also mehr als 20 Jahre nach diesen Funden, stellt sich die Bestandssituation wie folgt dar:
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1) Das Vorkommen am Konnengenhof (seinerzeit mit über 100 Exemplaren das größte Vorkommen in der Gemeinde) scheint erloschen, obwohl die Fläche heute FFH-Gebiet ist. Als Ursache kommt hauptsächlich eine massive Nutzungsintensivierung (Gülledüngung, frühe Mahd usw.) in Frage, die am gleichen Standort bereits zum Verlust eines Orchideenvorkommens geführt hat (Orchis morio - in den 80er Jahren bis zu 1000 Exemplaren, 2005 - 0 Ex.).

2) Das Vorkommen am Westrand von Außen besteht noch aus 2 Teilpopulationen (G'hannsberg - 1 Ex., Am Wirts-
berg - 53 Ex.(+12) ). Im betrachteten Zeitraum ist die Nutzung im wesentlichen gleich geblieben.

3) Das Vorkommen zw. Außen und Michelbach scheint erloschen. Bereits zum Zeitpunkt der Entdeckung war der Hang brachgefallen. Heute dürfte der Deckungsgrad der Gebüsche bereits 70% betragen.
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Wir haben es hier also mit einer geradezu "klassischen" Situation zu tun. Die Hauptgefährdungsursachen sind Nutzungsintensivierung und Nutzungsaufgabe, während eine gleichbleibend extensive Grünlandnutzung der Art das Überleben ermöglicht.

Da der Verlust von 2/3 der bekannten Vorkommen als gravierend gewertet werden muss, der verbleibende Rest zudem nur noch eine Einzelpopulation darstellt, und als Risikofaktor die Tatsache hinzukommt, dass der Fransen-Enzian als überwiegend zweijährige Art auf regelmäßige Vermehrung durch Samen angewiesen ist, erscheint mir die Einstufung als "stark gefährdet" (Bezugsraum Schmelz, bzw. Naturraum Prims-Hochland) als gerechtfertigt.


23.10.2005: Obwohl 2005 ein "gutes" Jahr mit reicher Blüte für den Enzian in der Gemeinde Schmelz war, wird dies keinen positiven Einfluß auf die Samenbank im Boden haben, denn die Wiese am Wirtsberg wurde in der Woche vom 16.10 - 23.10. nochmals gemäht, so daß die Samenproduktion für 2005 nahe Null liegen dürfte.

 

Autor(en): 

A. Staudt

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