Delattinia News

Ein Nachweis der Sackträgermotte Coleophora ahenella südlich Honzrath-Hellwies

Datum: 

23.09.2012

Ort: 

Honzrath-Hellwies

Am 23. September 2012 entdeckte ich an einem Waldrand bei Hellwies an zwei Blättern eines Faulbaums (Rhamnus frangula) eine auffällige, braune Fleckenmine. Auf der Blattunterseite befand sich in beiden Fällen ein besonders bizarrer Raupensack einer Coleophoridae. Mit diesen Merkmalen war die Artidentität schnell geklärt. Es handelte sich um Coleophora ahenella, die außer an Faulbaum noch an Kreuzdorn, Hartriegel, Viburnum lantana und Lonicera xylosteum minieren soll.

Nach dem "Lepidoptera-Atlas 2011" (WERNO 2012) gibt es im Saarland noch keine Nachweise der Art.

Da die oben genannten Wirtspflanzen ja typischerweise in den Muschelkalkgebieten des Saarlandes wachsen, sollte man insbesondere dort auf diese Art achten. In den übrigen Landesteilen (d.h. an Faulbaum, auch die Schneebeere kommt als Wirtspflanze in Frage) scheint mir die Art jedenfalls extrem selten zu sein. 

Das Grüne Koboldmoos Buxbaumia viridis (Moug. ex Lam. & DC.) Brid. ex Moug. & Nestl. neu für das Saarland

Datum: 

23.09.2012

Ort: 

Kammerforst, Brotdorf

Das Grüne Koboldmoos ist eines der außergewöhnlichsten Moose in Mitteleuropa. Mit seiner ähnlichen Schwesternart, dem Blattlosen Koboldmoos (Buxbaumia aphylla), ist das scheinbar blattlose Moos durch seine mächtige, auf einer 0,5 bis 1 cm langen Seta sitzenden Kapsel ein dennoch - für Moose - auffallendes Pflänzchen. Ohne Kapsel sind die Pflanzen kaum zu entdecken: sie besitzen kleine, kaum erkennbare Blätter, die dem ausdauernden Protonema aufsitzen.

Buxbaumia viridis besiedelt morsches Holz, überwiegend von Nadelhölzern, in schattigen Wäldern mit hoher und gleichmäßiger Luftfeuchtigkeit. In ganz Europa tritt das Moos nur sehr vereinzelt und dann auch meist nur in wenigen Exemplaren auf.

In Deutschland gibt es aus dem linksrheinischen Raum nur ganz wenige, durchweg uralte Beobachtungen. Aus Rheinland-Pfalz wurde die Art um Biewer bei Trier (Forst Altenhof, Weißhaus) zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom großen rheinischen Feldbotaniker H. Andres gefunden (FELD 1958). Weiterhin beobachtete der Pfälzer Botaniker G.F. Koch die Art vor Mitte des 19. Jahrhunderts bei Kaiserslautern (GÜMBEL 1857, LAUER 2005).

Die dem Saarland nächstgelegenen rezenten Nachweise der Art liegen in den Vogesen (FRAHM 2002, MAHÉVAS & al. 2010) und im Schwarzwald (Sauer in NEBEL & PHILIPPI 2000). Aus den belgischen Ardennen (SOTIAUX, STIEPERAERE & VANDERPOORTEN 2007) und aus Luxemburg sind keine Funde bekannt (WERNER 2011).

Das Grüne Koboldmoos wurde von den Autoren im Quellgebiet des Franzenbaches im Kammerforst N Brotdorf gefunden (6505/215). Das luftfeuchte, ausgeglichene Mesoklima des Franzenbach-Quellgebietes wird durch die reichen Epiphytenvorkommen unterstrichen. Insbesondere das subozeanische Lebermoos Metzgeria temperata hat hier größere Bestände. Buxbaumia viridis wächst auf den Stammflächen eines liegenden, bereits oberflächlich stark zersetzten Nadelholz-Baumstammes. Mit höchster Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um Fichtenholz, möglich ist jedoch auch Kiefernholz. Begleitet wird das Moos u.a. von Nowellia curvifolia, Riccardia palmata, Herzigiella seligeri und Lophocole heteropyhlla.

Insgesamt konnten die für dieses Moos erstaunliche Anzahl von acht Pflanzen beobachtet werden. Von vier Pflanzen war jedoch nur mehr die Seta zu erkennen, die Kapseln wurden von Schnecken oder sonstigen Fressfeinden bereits abgefressen.

Buxbaumia viridis ist europaweit potenziell gefährdet (vulnerable) (ECCB 1995). Die Art zählt zu den wenigen Moosen, die nach der Berner Konvention in Europa geschützt sind. Es gehört im Rahmen des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 zu den Tier-und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen (FFH Richtlinie Anhang II).
Deutschlandweit gilt das Moos als stark gefährdet (RL 2).
Aktuelle Fundstellen sind nur aus Baden-Württemberg und Bayern bekannt (MEINUNGER & SCHRÖDER 2007).

Literatur: 

ECCB 1995: Red data book of European bryophytes. European Committee for Conservation of. Bryophytes, 291 S., Trondheim. 
FELD, J. (1958): Moosflora der Rheinprovinz. Überarbeitet und ergänzt von Ludwig Laven. – DECHENIANA-Beihefte 6, 94 S., Bonn. 
FRAHM, J.-P. (2002): La bryoflore des Vosges et des zones limitrophes. Limprichtia 19, 332 S.
​GÜMBEL, Th. (1857): Die Moosflora der Rheinpfalz. – Mitt. POLLICHIA 15: 1-95, Landau/Pfalz
LAUER, H. (2005): Die Moose der Pfalz. – POLLICHIA-Buch Nr. 46, 1219 S., Bad Dürkheim.
​MAHÉVAS, T., WERNER, J. SCHNEIDER, C. & SCHNEIDER, T. (2010): Liste rouge des bryophytes de Lorraine (Anthocérotes, Hépatiques, Mousses). 61 + 11 S., Nancy.
MEINUNGER, L. & SCHRÖDER, W. (2007): Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands. - 3 Bände: 636+699+708 S. Heraus-gegeben von O. DÜRHAMMER für Regensburgische Bot. Ges., Regensburg.
​NEBEL, M. & PHILIPPI, G. (Hrsg.) (2000): Die Moose Baden-Württembergs, Band 1, Stuttgart.
​SOTIAUX, A., STIEPERAERE, H. & A. VANDERPOORTEN (2007): Bryophyte Checklist and European Red List of the Brussels-Capital Region, Flanders and Wallonia (Belgium). Belg. J. Bot. 140 (2): 174-196
WERNER, J. (2011): Les bryophytes du Luxembourg – Liste annotée et atlas. The bryophytes of Luxembourg – Annotated list and atlas (=Ferrantia, Trav. Scient. Musée Hist. Natur. Lux. 65). – Luxembourg: 144 p.

Autor(en): 

Claudia Schneider, Thomas Schneider

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Nachweise der Fliege Stomorhina lunata (Fabricius 1805) (Diptera: Calliphoridae) im Saarland

Datum: 

08.09.2012

Ort: 

Reimsbach und Weiskirchen

Ende August, Anfang September diesen Jahres beobachtete ich bei meinen Fotoexkursionen mehrfach an Goldrute eine mir bis dato noch unbekannte Fliegenart mit auffälligem Abdomen-Muster. Es dauerte allerdings einige Zeit bis es mir schließlich am 8. September 2012 gelang westlich von Reimsbach ein Exemplar einzufangen. Mittels der gemachten Fotos konnte die Fliege, die zu den Schmeißfliegen (Calliphoridae) gehört, als Stomorhina lunata bestimmt werden. 
Gleich am folgenden Wochenende (16.09.2012) gelangen mir dann auch Aufnahmen vom Weibchen der Art. Fundort war diesmal eine Brachfläche westlich von Weiskirchen.

Die Art wurde erst 2002 in die Checkliste der Dipteren Deutschlands (SCHUMANN 2002) aufgenommen. Dieser Eintrag beruht auf einem Fund in Nordrhein-Westfalen (DREES 1998). 

Kennt man den Artnamen sind mit Bildersuchmaschinen im Internet unzählige Fotos der Art zu finden. Auffällig ist jedoch, dass diese Bilder nahezu ausschließlich aus Süd- und Westeuropa stammen. Die Bildersuche von Google z.B. findet aus Deutschland nur ein einziges Foto. Und das wurde interessanterweise von Peter Jürgen aus Perl im Jahr 2011 im NSG Hammelsberg aufgenommen.

Literatur: 

Drees, M. (1998): Ein aktueller Nachweis von Stomorhina lunata (F.) (Diptera: Calliphoridae) im mittleren Ruhrtal. - Decheniana 151, S. 197.
Schumann, H. (2002): Erster Nachtrag zur "Checkliste der Dipteren Deutschlands". - Studia dipterologica 9 (2002) Heft 2, S. 437-445.
​STANDFUSS, K. & J. DANIELZIK (2000): Erste Nachweise der südlichen Schmeißfliege Stomorhina lunata (FABRICIUS, 1805) in Westfalen (Diptera, Calliphoridae, Rhiniinae). - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft westfälischer Entomologen, Heft 2, 33 - 34.

Autor(en): 

A. Staudt

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Bedeutendster Bestand des Königsfarns Osmunda regalis im Saarland erloschen

Datum: 

03.08.2012

Ort: 

Bergen
Osmunda regalis
Osmunda regalis im Schuster-Hannes-Bruch bei Bergen

Im Schusterhannesbruch nördlich Bergen befindet bzw. befand sich der einzige größere Bestand des Königsfarns (Osmunda regalis) im Saarland. Alle übrigen Fundstellen, die im Atlas der Gefäßpflanzen (3 Minutenfelder) angegeben werden, beziehen sich im Grunde nur auf Einzelexemplare.
Bei einem Besuch dieses Feuchtgebietes im Jahr 2003 (29.05.2003) konnte ich dort ca. 30 prächtige Stöcke zählen und fotographieren.

Wie auf dem Foto unschwer zu erkennen, waren 2003 die ausgewachsenen Exemplare der Art in dem gut einsehbaren Gelände nicht zu übersehen. Um so erstaunter war ich, als ich auf der Suche nach submontan verbreiteten Arthropoden am 03. August diesen Jahres den Bruch erneut besuchte und kein einziges Exemplar des Farns entdecken konnte. Auch eine gezielte Nachsuche am 30.08.2012 verlief ergebnislos. 

Das Osmunda regalis-Vorkommen im Schusterhannesbruch nordöstl. Bergen ist erloschen!

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