Delattinia News

Aktuelle Bestandssituation des Königsfarns (Osmuna regalis) im Rotenbachquellgebiet und Schuster-Hannes-Bruch bei Bergen

Datum: 

27.07.2017

Ort: 

Bergen, Rotenbach, Schuster-Hannes-Bruch
Junger Königsfarn (Osmunda regalis) im Quellgebiet des Rotenbachs. Foto: B. Freiheit, 27.07.2017
Junger Königsfarn (Osmunda regalis) im Quellgebiet des Rotenbachs. Foto: B. Freiheit, 27.07.2017
Königsfarn (Osmunda regalis) mit fertilen Wedeln im Schuster-Hannes-Bruch. Foto: B. Freiheit, 27.07.2017
Königsfarn (Osmunda regalis) mit fertilen Wedeln im Schuster-Hannes-Bruch. Foto: B. Freiheit, 27.07.2017

Wir waren am 27. Juli 2017 wieder an den Königsfarnstellen im Rotenbachquellgebiet und Schuster-Hannes-Bruch N Bergen, über die bereits in den News vom 15. September 2016, 27. Juli 2015 und 3. August 2012 bereichtet wurde

Im umzäunten Bereich am Oberen Rotenbach wachsen in diesem Jahr 7 Königsfarn-Stöcke, demnach 3 Stöcke mehr als im letzten Jahr. Ihre Wuchsstellen wurden in einer Skizze festgehalten, um sie jederzeit wieder zu finden. Von jedem Stock wurde die Wedelzahl notiert und der längste Wedel jedes Stocks vermessen, um den künftigen jährlichen Zuwachs zu erkennen. Alle 7 Stöcke sind in diesem Jahr steril.

Im Schuster-Hannes-Bruch wachsen an der westlichsten, am längsten bekannten Stelle, im Zaun 4, außerhalb des Zauns 2 Stöcke. Die längsten Wedel sind 1.20 m lang. Im Zaun sind 3 Wedel fertil. Die fertilen Fieder sind schon abgestorben, braun, die Sporangien geöffnet und die Sporen entlassen. Zum Photographieren dürfte sich die Zeit zwischen 15. und 20 Juni am besten eignen.

Im nördlichen Bereich wachsen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zauns jeweils 10 Stöcke, die längsten Wedel innerhalb des Zauns 1.40 m, außerhalb des Zauns 1.10 m. Insgesamt sind in diesem Bereich 10 Wedel fertil.

Der Grund, warum nicht alle Stöcke eingezäunt wurden, ist der, dass wir beobachten wollen, ob das Rotwild den Königsfarn regelmäßig verbeißt oder ob der Verbiss, den wir im Juli 2015 festgestellt hatten, ein einmaliges Ereignis war. Sobald wir feststellen sollten, dass wieder verbissen wird, werden alle Stöcke eingezäunt und bleiben umzäunt!

Die Königsfarn-Stöcke im östlichen Bereich stehen alle im Zaun. Überraschenderweise sind sie schon abgestorben. Um sie herum haben sich allerdings eine ganze Reihe hoher Gefäßpflanzen angesiedelt, die möglicherweise dazu beigetragen haben, dass diese Stöcke so früh abgestorben sind. Diese Gefäßpflanzen werden noch in diesem Jahr zurück geschnitten, in der Hoffnung, dass die Königsfarne im kommenden Jahr hier wieder austreiben.

 

Insgesamt ist die Situation der Königsfarne in beiden geschilderten Bereichen sehr erfreulich.

 

Die Mondraute (Botrychium lunaria) bei Bergen

Datum: 

18.05.2017

Ort: 

Südlich Bergen

Während einer gemeinsamen Exkursion konnte die vor zwei Jahren von Friedolin Arweiler neu gefundene Population der Mondraute (Botrychium lunaria) bestätigt werden. In einer sehr extensiv genutzten Viehweide wurden 6 Exemplare der seltenen Farnpflanze gefunden. Sie wuchsen in einer submontanen Magerwiese mit Übergängen zum Borstgrasrasen verteilt auf einer Fläche von ca. 3 x 3 Metern.

Aproceros leucopoda (Hymenoptera: Argidae) hat das Saarland erreicht.

Datum: 

18.09.2016

Die aus Ostasien stammende Zick-Zack-Ulmenblattwespe Aproceros leucopoda wird seit 2003 in Europa beobachtet. Sie wurde möglicherweise mit Pflanzenmaterial eingeschleppt und breitet sich seither rasant aus (BLANK et al. 2010, mit Nachweiskarte für Europa). Die Larven der Blattwespe fressen an Ulmen, wobei diese nach Beobachtungen in Rumänien und Ungarn über 75% ihrer Blätter verlieren können.

Vor dem Hintergrund des Ulmensterbens (Dutch Elm Disease), das seit Anfang der 1920er Jahre und dann erneut in einer zweiten Welle seit Ende der 1960er Jahre mit noch aggressiveren Stämmen des Pilzes Ophiostoma ulmi die Ulmenbestände in Europa beträchtlich reduziert hat, könnte hierdurch also eine neue und zusätzliche Gefährdung für die Ulme entstehen.
 
2011 meldeten KRAUS et al. zwei einzelne Vorkommen von der A3 in der Nähe von Passau in Bayern. 2013-2014 folgten weitere Beobachtungen, diesmal aus Ostdeutschland (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt) (BLANK et al. 2014, mit Nachweiskarte für Deutschland).

Am 18.09.2016 fand ich beim Absuchen der Blätter einer Berg-Ulme (Ulmus glabra) nach Blattminierern und Gallenbildnern zahlreiche Hymenopteren-Larven mit auffälliger, t-förmiger Zeichnung an den vorderen Beinpaaren, aber ansonsten unscheinbarer grüner Färbung.
Der befallene Baum steht am Nordrand einer schon älteren Aufforstungsfläche am Weltersberg nördlich von Piesbach (6.798127 E, 49.414686 N  ->Artenliste).

Meine Aufmerksamkeit wurde anfangs jedoch auf weitere Hymenopteren-Larven an den gleichen Bäumen gelenkt, die ein deutlich bunteres Aussehen hatten (Foto 3).

Wie sich dann zu Hause bei der Fotoauswertung herausstellte, war aber die unscheinbare, kleine Larve am leichtesten zu identifizieren. Die Bildersuche im Internet mit den Schlüsselwörtern "Hymenopteren-Larve an Ulmus" erbrachte sofort ein brauchbares Ergebnis, zumal ich auch Fotos der Fraßspuren gemacht hatte.

Es handelt sich danach um die invasive Art Aproceros leucopoda, die in Südwestdeutschland wohl bisher noch nicht nachgewiesen wurde. Die bunte Art war dagegen nicht eindeutig zu identifizieren, da die gefundenen Bilder im Internet auf eine gewisse Variationsbreite des Aussehens, möglicherweise aber auch auf Fehlbestimmungen, hindeuten. Ich habe sie (mit beträchtlichem Zweifel) als Nematus melanocephalus in meine Bilderdatei aufgenommen.
Gleich am nächsten Tag (19.09.2016) habe ich das Quellgebiet des Piesbachs nochmals aufgesucht, da ich von früheren Besuchen des Gebietes her wußte, dass am Südrand der besagten Aufforstungsfläche weitere Ulmen stehen. Tatsächlich waren auch die meisten Bäume dort, im übrigen Feldulmen (Ulmus minor) und nicht Bergulmen wie am Nordrand, von Aproceros-Larven befallen. Weitere Larven von N. melanocephalus fand ich dort keine.




 

Literatur: 

Kraus, M., Liston, A.d. & Taeger, A. (2012): Die Invasive Zick-Zack-Ulmenblattwespe Aproceros leucopoda Takeuchi, 1939 (Hym., Argidae) in Deutschland. - DGaaE Nachrichten 25[2011](3): 117-119. (pdf-Download)
Blank, S.M., Hara, H., Mikulás, J., Csóka, G., Ciornei, C., Constantineanu, R., Constantineanu, I., Roller, L., Altenhofer, E., Huflejt, T. & Vétek, G. (2010): Aproceros leucopoda (Hymenoptera: Argidae): An East Asian pest of elms (Ulmus spp.) invading Europe. - European Journal of Entomology 107: 357–367. (pdf-Download)
Blank, S.M., Köhler, T., Pfannenstill, T., Neuenfeldt, N., Zimmer, B., Jansen, E., Taeger, A. & Liston, A.D. (2014): Zigzagging Across Central Europe: Recent Range Extension, Dispersal Speed And Larval Hosts Of Aproceros leucopoda (Hymenoptera, Argidae) in Germany. - Journal of Hymenoptera Research 41: 57–74. doi: 10.3897/JHR.41.8681 (pdf-Download)

Autor(en): 

A. Staudt

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Neues vom Königsfarn, Osmunda regalis, im Oberen Rotenbachtal und im Schuster-Hannes-Bruch N Bergen

Datum: 

15.09.2016

Ort: 

Oberes Rotenbachtal und Schuster-Hannes-Bruch N Bergen

Am 15.09.2016 haben wir uns mit den beiden für das o.g. Gebiet zuständigen Förstern getroffen.
Herr Hans Reinert ist Revierförster des Staatsforstes Forsthaus Klink, SW Waldweiler, Rheinland-Pfalz, und betreut zusätzlich einen Privatwald, zu dem sowohl das Schuster-Hannes-Bruch, Bergener Bann, Saarland, als auch der zu Rheinland-Pfalz gehörende in Fließrichtung rechte Ufer- und Waldbereich des Oberen Rotenbachs gehören.
Herr Ralf Simon ist Förster des Gemeindeforstes Losheim und ist zuständig für den saarländischen Teil des Oberen Rotenbach-Gebiets.

Herr Simon hatte bereits im Herbst 2015 veranlasst, dass die vier Königsfarnstöcke am Rotenbach auf saarländischer Seite großzügig eingezäunt wurden, sodass in Zukunft ein Wildverbiss auszuschließen ist (siehe Bericht vom 27.07.15).
Heute sind diese vier Stöcke noch da, an einem Stock sind fertile Blattfiedern zu erkennen. Die Sporangien waren am 15. September jedoch schon lange aufgerissen und die Sporen entlassen. Alle vier Stöcke sind mit Stangen markiert und ihr Zuwachs wird von Jahr zu Jahr beobachtet. Nachsuchen nach weiteren Königsfarnstöcken in diesem Gebiet am Rotenbach am 15.09. und am 06.10.16 brachten leider keine zusätzlichen Pflanzen. Die Nachsuche wird jedoch im kommenden Jahr noch gründlicher und weiträumiger wiederholt.
Bei der Exkursion am 06.10.15 fiel auf, dass in Nachbarschaft des Zauns mit den Königsfarnstöcken viele Frauenfarn- (Athyrium filix-femina) und Bergfarn-Horste (Thelypteris limbosperma) vom Wild, höchstwahrscheinlich Rotwild, fast bis zur Wedelbasis abgeäst worden waren. Da man im Allgemeinen davon ausgeht, dass Farne vom Wild verschmäht werden, ist diese Beobachtung eher ungewöhnlich und zeigt noch einmal, wie wichtig der Zaun zum Schutz der Königsfarne ist.
In diesem Gebiet gibt es im Fichtenhochwald sowie am Rotenbach unter Schwarzerlen Waldmoorflächen mit großräumigen Torfmoosdecken. Eine erste Überprüfung ergab 7 Arten: Sphagnum palustre, S. denticulatum und S. fallax als Hauptarten, dazu S. inundatum, S. girgensohnii, S. russowii und S. subnitens. Eine noch genauere Suche im kommenden Jahr ist vorgesehen.

Im Schuster-Hannes-Bruch hatte Herr Reinert die im vorigen Jahr gefundene Königsfarn-Gruppe mit seinen Mitarbeitern ebenfalls noch im letzten Herbst eingezäunt (Foto 1). Später hatte er im Nordosten des Bruchs zwei weitere Königsfarn-Gruppen nah beieinander entdeckt. Eine Gruppe besteht aus 14 Einzelhorsten, die zweite aus 7 Horsten.

Bei der Exkursion am 06.10.16 wurde dann bei einer genaueren Nachsuche noch eine weitere Gruppe mit 3 Horsten im Osten des Bruchs gefunden. Alle Pflanzen werden noch bevor sie einziehen großzügig eingezäunt. Auch bei einigen Königsfarnpflanzen im Schuster-Hannes-Bruch wurden am 15.09. und am 06.10. vereinzelt fertile Abschnitte mit vertrockneten Sporangien gefunden.

An dieser Stelle sei den beiden Förstern und ihrem Team herzlich für ihre Arbeit gedankt!

Am 15.09. führte uns Herr Reinert dann noch im rheinland-pfälzischen Teil seines Reviers zu einem mehr als zwei Meter hohen fertilen Königsfarnstock (Foto 2) mit etwa 1,5-2 Meter Grundfläche, den er seit mehr als 30 Jahren kennt und an dem er bisher nie Wildverbiss gesehen hat, obwohl direkt daneben eine Hirschsuhle ist.
So bietet die Natur immer wieder schwer erklärbare Überraschungen!

Wir werden die Königsfarne im Rotenbachtal und im Schuster-Hannes-Bruch jetzt über die nächsten Jahre im Auge behalten und hoffen, dass damit das, soweit bekannt, einzige rezente Vorkommen dieses atlantischen Farns im Saarland bis auf Weiteres erhalten bleibt.
Seitens der Naturschutzabteilung des saarländischen Umweltministeriums wurde die Gesamtbetreuung und Koordinierung des Projekts von Herrn Dr. Steffen Caspari übernommen.

Sollten sich künftig interessante Neuigkeiten zu den Königsfarnen ergeben, werden wir an dieser Stelle weiter berichten.

 

Autor(en): 

R. Mues und U. Heseler

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