Blaue Myxomyceten
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Ganz in Blau kamen sie daher, obwohl es so etwas eigentlich laut Lehrbuch gar nicht gibt. Im Schwarzweiherflusstal bei Lautzkirchen entdeckte K. Hofmann von den Pilzfreunden Saar-Pfalz kleine türkisblaue Perlen auf einem Baumstumpf am Bach. Vom Aussehen zweifelsfrei ein Myxomycet, aber die Art war aufgrund mangelnder Reife zunächst nicht bestimmbar. Beim Nachreifen zu Hause entpuppte sich der blaue Schleimpilz als eine im feuchten Frühjahr sehr häufige Art, Ceratiomyxa fruticolosa var. porioides. Diese Art ist normalerweise in weiß oder gelb fruktifizierend, so auch großflächig am umliegenden Totholz.
Eine Nachfrage bei den Autoren des Standardwerkes „Myxomyceten“, Karl-Heinz Baumann und Wolfgang Nowotny, brachte zwar keine Erklärung für eine solche Blaufärbung; aber großes fachliches Interesse. Kurz darauf wurde mir über einen weiteren blauen Fund aus Mittelfrankreich berichtet; ein paar Tage darauf schickte mir W. Nowotny das Bild eines weiteren blauen Schleimpilzes aus der Nähe von Graz, und aktuell erhielt ich eine Information über eine offenbar blaue Arcyria aus der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Die Aussagen der Schleimpilzspezialisten lauten alle gleich: „nie gesehen“.
Es handelt sich jeweils um verschiedene Arten, so dass eine artliche Farbabweichung bei Ceratiomyxa ausgeschlossen werden kann. Weltweit wurde einmal 2019 aus Kanada über einen blauen Fund berichtet und im Internet veröffentlicht. Bislang hat niemand eine Erklärung für die hierzulande erstmals aufgetretenen türkisblauen Färbungen von Plasmodien gefunden. Schleimpilzsucher sind nun aufgerufen, die Augen offen zu halten und nach weiteren blauen Exemplaren Ausschau zu halten.
Bisher liegen keine ausgereiften blauen Fruktifikationen vor, an denen weitere Untersuchungen angestellt werden können, um dieses Phänomen aufzuklären.