Delattinia News

Die Gottesanbeterin Mantis religiosa an der Primsleite in Büschfeld gesichtet.

Datum: 

18.08.2009

Ort: 

Büschfeld & Kindergartenstraße, Hülzweiler & Ensorf & Hammelsberg, Perl & Einöd & Reinheim

Nachdem im Jahr 2008 im Saarland von zahlreichen Stellen außerhalb der traditionellen Wärmegebiete Mantis-Sichtungen gemeldet wurden (Newsartikel), ist es bezüglich dieser expansiven, thermophilen Fangschreckenart im Jahr 2009 bisher eher ruhig gewesen.
Nun erreichte uns eine Fundmeldung aus Büschfeld im Primstal zw. Wadern und Schmelz. Mitarbeiter der Firma DURAPROOF technologies GmbH (SAARGUMMI-Werke) sichteten dort am 18. Aug. 2009 ein Weibchen der Gottesanbeterin Mantis religiosa (Finder: Joachim Weinand). 

Eine weitere Meldung erreichte uns am 22. August 2009 aus Alt-Saarbrücken. Auch dort hatte sich ein Tier ins Haus verflogen (Finderin: Lisa Karos). 
Eine weitere Sichtung im Warndt (Ronny Strätling, saarländisches Schmetterlingsforum).

Am 31. August 2009 beobachtete Emil Weigand ein Weibchen bei Reinheim (Foto 2).

Meldungen 2010:

  • Hülzweiler, Kindergartenstraße, mehrfach zwischen Mitte Juni und Anfang August im Garten beobachtet, Edgar Theobald
  • zw. Ensorf und Schwalbach, am 26.Aug. 2010 gegen Windschutzscheibe geflogen, Frau Kohl, Schwalbach
  • Hammelsberg bei Perl bzw. Apach, am 01. Sept. 2010, 4 Exemplare, Elke Menzel-van den Bruck, Merzig
  • KITA Einöd, am 02. Sept. 2010 von Luis Neumann eingefangen

(herzlichen Dank an Steffen Caspari und Andreas Werno für die Weiterleitung der Meldungen)

Sumpf-Storchschnabel und Himmelsleiter, zwei neue Arten im Oberthaler Bruch.

Datum: 

03.08.2009

Ort: 

Oberthaler Bruch
Sumpfstorchschnabel (Geranium palustre) im Oberthaler Bruch (Foto: M. Scherer)
Sumpfstorchschnabel (Geranium palustre) im Oberthaler Bruch (Foto: M. Scherer)
Himmelsleiter (Polemonium caeruleum) im Oberthaler Bruch
Himmelsleiter (Polemonium caeruleum) im Oberthaler Bruch

Seit ca. zwei Jahren kann man im Oberthaler Bruch die Ausbreitung zweier neuer Arten beobachten, Geranium palustre und Polemonium caeruleum. Beide Arten haben dort bis 2009 schon beachtliche Bestände aufgebaut.

Nach der floristischen Kartierung Deutschlands hat Geranium palustre (Verbreitungskarte FloraWeb) linksrheinisch nur ganz wenige Fundstellen, Pirmasens-Süd (TK 6811) und Daun (TK 5806). Die Art scheint die atlantisch getönten Bereiche Deutschlands zu meiden. Im Saarland gab es bisher noch keine Beobachtungen.

F.-J. Weicherding fand 2008 zwei Vorkommen von Polemonium in Feuchtwiesen im Kreis St. Wendel (schriftl. Mitteilung). Der Ursprung der Pflanzen bleibt unklar. Neben einer natürlichen Arealerweiterung der in Deutschland vorkommenden Sippen käme als vielleicht wahrscheinlichere Möglichkeit eine Verwilderung von Gartenkulturpflanzen in Frage. Die Himmelsleiter gehört seit Jahren in das Standard-Staudensortiment der saarländischen Gartenmärkte. Sie erweist sich in der Gartenkultur als sehr robust und wegen der überaus reichen Samen- und Ausläuferproduktion als sehr ausbreitungsfreudig. In die Frage der Herkunft könnte ein Versuch der Ermittlung der genauen Polemonium-Sippe Klarheit bringen.

Herr Riotte aus Gronig, der ein langjähriger Beobachter des Oberthaler Bruches ist, sah die ersten "Einwanderer" sowohl von Geranium palustre als auch Polemonium schon vor über 20 Jahren an dem Steg, der über die Blies führt (schriftl. Mitt.).

Literatur: 

Feulner, M., Möseler, B. M., Nezadal W.(2008): Introgression und morphologische Variabilität bei der Blauen Himmelsleiter, Polemonium caeruleum L. in Nordbayern, Deutschland. – Feddes Repertorium 112(3/4): 231–246, Berlin.

Autor(en): 

M. Scherer, A. Staudt

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Erster Fund der Springspinne Macaroeris nidicolens im Saarland.

Datum: 

21.07.2009

Ort: 

Am Markt, Lebach
Macaroeris nidicolens, Männchen, Lebach
Macaroeris nidicolens, Männchen, Lebach (Hinweis: Männchen und Weibchen der Art sehen sehr verschieden aus)

Auch Arztbesuche können die arachnologische Forschung weiterbringen. So geschehen am Dienstag, den 21. Juli 2009, Am Markt in Lebach/Saar. Während ich im Behandlungszimmer auf den Arzt warten musste, fiel mir im Rahmen des offenen Fensters eine Springspinne auf, die dort, viel munterer als ich, herumturnte. Natürlich musste ich mir das etwas genauer ansehen und erkannte sofort, dass ich diese Spinnenart aus Südwestdeutschland noch nicht kannte. Bezüglich der Art hatte ich gleich den richtigen Verdacht, da Macaroeris nidicolens genau die Springspinnenart ist, mit deren Auftauchen in Folge der derzeitigen Wärmeperiode auch im Saarland jederzeit zu rechnen war. Unter den Springspinnen scheint diese mediterrane Art das derzeit größte invasive Potenzial zu besitzen sich in Mitteleuropa auszubreiten. Die Einwanderungswege sind noch unklar. Es gibt Hinweise, dass die Art über Westeuropa (Niederlande, Belgien) kommend durchs Rheintal hochwandert, andererseits aber auch Beobachtungen, die zeigen, dass eine Einwanderung entlang der traditionellen Wanderwege für thermophile Arten, also durch die Burgundische Pforte und dann den Rhein flussabwärts, ebenso in Frage kommt.

Erstmals wurde die Art 1995 für Deutschland aus Köln gemeldet (Jäger 1995). Fotos von Tieren aus Bonn (leg. KLAPKAREK) findet man z.B. auf der Internetseite von Axel Steiner (www.natur-in-nrw.de).

Der erste publizierte Nachweis aus Süddeutschland betrifft ein Vorkommen in Hirschberg an der Bergstraße (östl. Mannheim, Baden-Württemberg) (Wunderlich 2008). Dort habe ich am 10.05.2009, als ich bei Jörg Wunderlich auf eine Tasse Kaffee vorbeischaute, auf dessen Terrasse zufällig auch ein Jungtier der Art einfangen können. Die Fotos findet man in der Fotogalerie der Arachnologischen Gesellschaft e.V. (AraGes). Die nächste Spur der Art führt uns nochmals nach Baden-Württemberg, diesmal nach Ludwigsburg bei Stuttgart, wo Andreas Haselböck im Juni dieses Jahres (10.06.2009) ein Männchen der Art ablichten konnte. 
Ein Macaroeris-Vorkommen in Belgien (Brüssel) ist hier sehr schön dokumentiert:
(http://richardunord6.skynetblogs.be/tag/1/Macaroeris%20nidicolens)

Karte

Literatur: 

Jäger, P. (1995): Erstnachweis von Macaroeris nidicolens und Icius subinermis für Deutschland in Köln (Araneae: Salticidae).-Arachnol. Mitt. 9: 38-39.
Wunderlich, J. (2008): Notes on the northwards spreading of the Jumping Spider species (Salticidae) Macaroeris nidicolens(Walckenaer 1802). -- Beitr. Araneol., 5: 736-737.

Autor(en): 

A. Staudt

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Massaker oder Drama im Pfälzer Wald an der B10, Abfahrt Ruppertsweiler?

Datum: 

11.07.2009

Ort: 

Ruppertsweiler
Hügel an der B10 bei Ruppertsweiler mit unzähligen Hirschkäfer-Überresten
Hügel an der B10 bei Ruppertsweiler mit unzähligen Hirschkäfer-Überresten
Überreste von Lucanus cervus, dem Hirschkäfer

​Schauplatz des Geschehens ist ein kleiner Hügel, der im Zuge des Ausbaues der B10 entstanden ist. Auf dieser nur wenige Quadratmeter großen Anhöhe entdeckte ich am Samstag, den 11. Juli 2009, die Überreste unzähliger Hirschkäfer-Männchen (Lucanus cervus). Was ist hier passiert? Haben wir hier so etwas wie einen Elephantenfriedhof für Hirschkäfer vor uns, oder handelt es sich um den Lagerplatz eines überaus erfolgreichen Hirschkäfer-Jägers?

Die Spurensicherung vor Ort ergab, dass die Überreste offensichtlich im Verlauf eines größeren Zeitraumes an den Tatort verbracht wurden. Einziger Verdächtiger am Tatort war eine Rabenkrähe.

Delattinia-Mitglied Werner Schmidt-Koehl machte am 25. Mai 2008 eine ganz ähnliche Beobachtung im Bitcher Land (Schmidt-Koehl 2010).

Sonstige Beobachtungen:

Auf den im Zuge des Straßenneubaus neu entstandenen Sandböschungen fanden sich (selten) an völlig ungeschützten Stellen einzelne Trichter von Ameisenlöwen.

Fangtrichter eines Ameisenlöwen
Fangtrichter eines Ameisenlöwen
Larve von cf. Myrmeleon formicarius
Larve von cf. Myrmeleon formicarius

Mehr als der Ameisenlöwe erregte die potenzielle Beute am Rande des Trichters (siehe Foto) mein Interesse. Diese "Wegameise" erschien mir doch etwas merkwürdig. Und tatsächlich, bei Anwendung des Maximalzooms meiner Kamera entpuppte sich die Ameise als Wanzenlarve: 

Larve von Alydus calcaratus, dem Rotrückigen Irrwisch.
Larve von Alydus calcaratus, dem Rotrückigen Irrwisch.

Anlass für die Exkursion war natürlich eine Spinne. 

Frontinellina frutetorum
Frontinellina frutetorum


An der B10, Ausfahrt Ruppertsweiler, hatte der bekannte Tierfotograph Heiko Bellmann voriges Jahr auf der Heimfahrt von einem Besuch des Saarlandes mehr oder weniger zufällig ein großes Vorkommen einer recht seltenen Baldachin-Spinne, Frontinellina frutetorum, entdeckt. Da ich diese thermophile Art schon mehr als 20 Jahre lang nicht mehr gesehen habe, hatte ich die Örtlichkeit kurzerhand auf meine Prioritätenliste der Exkursionsziele für 2009 gesetzt. 

Vor Ort hatte ich keine Probleme die Art zu finden. Sie baut ihre Netze in die Jungkiefern, die sich in großer Zahl auf den frischen Sandböschungen der neu ausgebauten B10 etabliert haben. Wahrscheinlich befinden sich auf jeder der Kiefern dort (siehe Foto oben) ein oder gar mehrere Netze. Männchen konnte ich keine finden. Für mich waren die Netze in keiner Weise auffällig und nicht auf Anhieb von den Netzen von Linyphia oder Neriene zu unterscheiden. Möglich, dass ich die Art in der Vergangenheit daher öfters (immer?) übersehen habe.
Die Bewohner von großen Baldachin-Netzen sind nämlich mit der Klopfschirmmethode, die ich favorisiere, nicht adaequat nachzuweisen, da sie sich praktisch nicht aus ihren Netzen herausklopfen lassen. Besser man fasst beherzt mit der Hand zu, um so die Tiere aus den Netzen herauszuholen. Anschließend klebt einem dann das halbe Netz auf Arm und Kleidung. Alle in Frage kommenden Arten (mit Ausnahme von Frontinellina natürlich) sind ausgesprochen häufig und vor Ort bestimmbar, so daß ich mir diesen Aufwand in der Regel nicht mache, vergesse aber dadurch häufig die Tiere zu notieren oder überhaupt anzusehen.

Literatur: 

Niehuis, M. & Sebald, S. (unter Mitarbeit von M. WEIZEL) (2008): Beitrag zur Kenntnis der Ameisenjungfern von Rheinland-Pfalz (Insecta: Neuropterida: Neuroptera: Myrmeleontidae) - Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Zeitschrift für Naturschutz, Bd 11, Heft 2 (2008), 459-515.
​Schmidt-Koehl, W. (2010): Une grande bouffe de Lucanes, Lucanus cervus L., 1758 (Coleoptera, Lucanidae). - Société Lorraine D'Entomologie, Bulletin n° 13 (2010), 36-38.

Autor(en): 

A. Staudt

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