Delattinia News

Erster Nachweis der Gelechiidae Syncopacma polychromella (REBEL, 1902) in Deutschland

Datum: 

05.05.2015

Ort: 

Kohlenbösch, Perl-Sehndorf

Der neueste Fund einer für Deutschland neuen Lepidopterenart aus dem Saarland stammt aus dem Kohlenbösch bei Perl-Sehndorf, unmittelbar neben dem schönsten saarländischen Bestand vom Blauroten oder Purpurblauen Steinsamen (Buglossoides purpurocaerulea = Lithospermum purpureocaeruleum).

Der schöne und unverwechselbare Falter aus der Gattung Syncopacma ist im Mediterraneum eine weit verbreitete Art und wurde im Mitteleuropa bisher lediglich aus der Steiermark (HABELER, 1997) und aus Osttirol (St. Johann, Oblass, Steinbruch, 850 m, 7.5.2003) gemeldet, wobei die Bodenständigkeit angezweifelt wird.
Eine Futterpflanze wird in der Literatur nicht angegeben (siehe auch Lepiforum).

Dem Autor ist die Art von den Kanaren und aus Spanien bekannt, wo er sie immer auf oder in der Nähe von Echium am Tag gefunden hat. Die Suche nach Fraßspuren der Raupen am Blauroten Steinsamen könnte zum ersten Mal eine Raupennahrungspflanze sowie auch die Bodenständigkeit der Art dokumentieren.

Schlingnatter noch Ende November aktiv

Datum: 

24.11.2014

Ort: 

Ensheimer Woogbachtal

Am 24.11.2014 sichtete ich bei Optimierungsmaßnahmen einer Buntsandsteinmauer vor einem südexponierten Hang im Ensheimer Woogbachtal eine adulte Schlingnatter (Coronella austriaca LAURENTI, 1768). Die Aktivität des Tieres war bemerkenswert. Beim Filmen in nächster Nähe ihres Körpers startete das Tier einen sehr schnellen (Schein?)Angriff. Erst später bemerkte ich eine kleine Beschädigung am Ärmel meiner Jacke. Die Schlingnatter verschwand nach kurzer Zeit in einer tiefen Ritze der Mauer.
Nach Völkl & Käsewieter (2003) wurde eine aktive Coronella austriaca erst einmal später im Jahr beobachtet: LENART sah sie am 02.12.1992 in den Niederlanden. Als Erklärung für die späte Aktivität wird ein fehlendes Winterquartier oder plötzliche Temperaturerwärmung angegeben. Die Temperaturen werden nicht genannt.
Bei meiner Sichtung am 24.11.2014 betrug die Temperatur während der Sichtung um 13.20 Uhr 9°C. An den Vortagen betrug sie etwa 15°C. Es gab keinen plötzlichen Wintereinbruch, und potentielle Winterquartiere sind ausreichend vorhanden.

Bemerkenswert ist, dass die Schlange, die eine Vorzugstemperatur von mindestens 20-29° bis maximal 33°C Körpertemperatur benötigt ( Völkl & Käsewieter 2003), bei einer Tagestemperatur von 9°C einen so blitzschnellen Angriff starten kann und so schnell anschließend in der Mauerritze verschwindet.

Ich danke Herrn Martin Lillig für die kritische Durchsicht des Manuskripts.

Literatur: 

Völkl, W. & D. Käsewieter (2003): Die Schlingnatter, ein heimlicher Jäger. – Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 6, Laurenti-Verlag, Bielefeld, 151 pp.

Autor(en): 

Michael Gab

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Fund der mediterranen Springspinne Saitis barbipes in Saarlouis-Picard

Datum: 

24.07.2014

Ort: 

Saarlouis-Picard

Am Donnerstag, den 24. Juli 2014, bemerkte ich auf dem Teppichboden in unserem Büro in Picard eine sehr kleine, unscheinbare Springspinne. Ich hielt sie zwar nur für ein Weibchen der Springspinne Pseudeuophrys lanigera, die im häuslichen Bereich bei uns überall vorkommt, wollte sie aber doch vor den Schuhen der Kollegen in Sicherheit bringen. Als ich dann das Tierchen in der Hand hielt, fiel mir gleich das kräftige und dunklere dritte Beinpaar mit weißen "Füßen" auf. Nach genauerem Hinsehen war klar, das dritte Beinpaar war nicht nur kräftiger, sondern auch deutlich länger als die drei anderen Beinpaare. 


Dieses Merkmal gibt es aber nur bei einer einzigen europäischen Springspinnenart, bei Saitis barbipes. Nun kannte ich aber die Art von Fotos und dort waren die Männchen von Saitis immer sehr farbenprächtig abgebildet. Nur die Weibchen sind unscheinbar bräunlich gefärbt. Bei ihnen ist aber das dritte Beinpaar normal ausgebildet. Mein Tier musste also ein Männchen sein.
Diese Unstimmigkeit verflüchtigte sich jedoch gleich beim anschließenden Fotoshooting. Im Blitzlicht der Kamera verwandelte sich das unscheinbare Tierchen in ein bunt schillerndes, prächtiges Männchen.

Die Art wurde auch schon in Belgien und den Niederlanden gefunden. Aus Deutschland wurden Sichtungen im Rhein-Main-Gebiet (NABU-Forum, obs. R. Ortwein, Walldorf, 2011) und in Freiburg (Spinnen-Forum, obs. J. Herzer, 2011 und Spinnen-Forum, obs. H. Helwig, 2011) bekannt. 

 

Corrigiola litoralis auf der Halde Lydia

Datum: 

22.09.2013

Ort: 

Camphausen, Dudweiler

Die Kohlebergehalde Lydia ist bei Spaziergängern sehr beliebt. Sie liegt am Nordwestrand von Dudweiler, gegenüber von Camphausen. Sie bietet weite Ausblicke auf Dudweiler, den Saarkohlenwald und Fischbach.

Am 24. 8. 2013 fand ich dort mehrere Exemplare des Hirschsprungs, Corrigiola litoralis. Er ist ein Pioniergewächs, meist auf Sand, wo er schnell von der Sukzession verdrängt wird. Im Saarland gibt es ältere Angaben aus dem Nied- und dem Saartal, von Standorten, die nach F.-J. Weicherding alle erloschen sind. Lydia ist also der einzige aktuelle Fundort. Im grenznahen Lothringen sind ebenfalls aktuelle Vorkommen der Sippe auf Bergbaubrachen bekannt.

Die Vermutung, dass es dort noch mehr Pflanzen des Hirschsprungs geben könnte, bewahrheitete sich bei einer gemeinsamen Begehung am 22. 9. 13. F.-J. Weicherding und ich fanden auf der Oberfläche noch viele weitere Gruppen, die jeweils wenige bis über hundert Exemplare umfassten. Insgesamt schätzen wir den Bestand auf mehrere tausend Pflanzen. Sie scheinen ungefährdet, auch weil sie wie ihre häufigsten Begleiter, Exemplare des Vogelknöterichs (Polygonum aviculare), ziemlich trittfest sind. Die Gruppen stehen in der Regel am Fuß von kleinen Böschungen, wo sich im Frühjahr vermutlich das Regenwasser gestaut hatte. An den Ufern der zwei aktuellen Teiche fand sich kein Hirschsprung. Er macht also im Sommer seinem Namen „litoralis“ (Ufer-) keine Ehre. Er blüht weiß (s. Foto) und zwar von Juli bis September.